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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 20

1877 - Oldenburg : Stalling
20 - dazu schien der rechte Zeitpunkt ebensowohl gekommen zu sein, wie zur Niederhaltung der nationalen Bewegung in Deutsch-land. Kotzebue's Ermordung durch Sand gab dem Fürsten Met-ternich Gelegenheit, dem König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen fortwhrend das Schreckbild einer deutschen Revo-lution vor Augen zu halten und diesen Monarchen mit der Besorgni vor einer im Stillen schleichenden Macht des re-Volutionren Geistes zu erfllen. Von Ertheilung einer Verfassung in Preußen war nun feine Rede mehr; der König behielt zwar Wilhelm von Humboldt und Boien, der am Ver-fafsungswerke gearbeitet, unter seinen Rthen, wollte aber erst ruhigere Zeiten abwarten, und Hardenberg, der frher Stein's patriotische und liberale Politik befolgt, schlug sich jetzt eben so leicht auf die andere Seite. Der König gab sich nun unbedingt den Ideen Metternichs hin, und Preußen schlo sich allen politischen Maregeln Oestrichs an. Da in dem erstarrten streichischen Kaiserstaat Niemand zu be-lstigen war, so gewann Metternich, indem er bei der Ver-folgung der Demagogen" Preußen in den Vordergrund schob, noch den besonderen Vortheil, die ffentliche Meinung gegen diesen Staat, auf dem bis dahin die deutschen Hoffnungen beruht, zu verbittern und fein politisches Ansehen zu schwchen. Nun wurden im Jahre 1819 die preuischen Turnpltze geschlossen, ihr Grnder, Jahn, verhaftet, ebenso andere Pro-fefforert, wie auch Studirende, und ihre Papiere mit Beschlag belegt. In Berlin wrbe gegen die bemagogischen Umtriebe", wie man sich ausbrckte, eine Untersuchungs-Cornrnission ein-gesetzt, an beren Spitze der Minister des kniglichen Hauses, Fürst Wittgenstein, und Geheimrath Kamptz stauben, der jetzt ein eifriger Verfolger feiner politischen Gegner wrbe. Doch Metternich ging noch weiter. Am 6. August 1819 wrbe unter seinem Vorfitze ein Minister-Congre in Karlsbab erffnet, *) beffen Beschlsse auf folgenbe brei Punkte hinaus- *) Das Protokoll fhrte der gewandte und talentvolle, aber genuschtige und frivole Hofrath von Gentz, der der des eigenen Systems Unbaltbarteit die berchtigten Worte aussprach: Mich und den Metternich hlt es noch aus!" wie denn auch Metternich selbst geuert haben soll: Apres nous le deluge!"

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 22

1877 - Oldenburg : Stalling
22 - dessen Tbtigkeit darauf ausging, in den Verfassungen der sddeutschen Staaten alle Elemente einer wirklichen Volksver-tretung zu verbannen und sie zu bloen Landstnden herab-zudrcken, indem Metternich die Ansicht aufstellte, da, da die deutschen Staaten, m't Ausnahme der Reichsstdte, Monarchien seien, die allgemeine und volle Regierungsgewalt in der Person des Souverns vereinigt sein mte. In diesem Geiste wurde eine Reihe von Bestimmungen entworfen, die unter dem Namen der Wiener Schluacte am 16. Mai 1820 von den Bevollmchtigten der einzelnen Staaten unterzeichnet und am 8. Juni von der Bundesversammlung in gleicher Weise, wie die Bundesacte, als deutsches Grundgesetz be-sttigt wurde. In Preußen beschrnkte man sich nur aus Einfhrung beratender Provinzialstnde, die durch Knigliches Patent vom 5. Juni 1823 ins Leben traten. Dennoch wurde Preußen weniger als andere Staaten von der politischen Aufregung der Zeit berhrt, da Friedrich Wilhelm Iii. durch seine edle Persnlichkeit die Liebe und Verehrung seines Volkes in vollem Mae besa und eine treffliche Verwaltung von seiner landesvterlichen Frsorge glnzendes Zeugni ablegte. Auch schuf die allgemeine Wehrpflicht, die alle Untertanen vom Hchsten bis zum Niedrigsten zu der wrdigsten aller Pflichten vereinigt, dem Staate mit Blut und Leben zu dienen, all-mhlich eine echt demokratische Grundlage, indem sie ein Soldatenheer aufstellte, das zugleich ein Brgerheer war, und die Bestrebungen fr Handelsfreiheit, in Folge derer zuerst die Wasser- und Binnenzlle innerhalb der preuischen Staaten beseitigt wurden (Juli 1816), dann durch Vertrag vom 21. Juni 1821 zu Dresden die Elbuserstaaten sich fr Aufhebung aller Zlle auf der Elbe verbanden, legten den Grund zu einem deutschen Zollverein und damit zu einer commerciellen, wirtschaftlichen Einheit Deutschlands, die das sicherste Unterpfand dereinstiger politischer Einheit in sich trug. Im brigen Deutschland dagegen aber wurde durch die reactionren Beschlsse der Grostaaten das politische Parteiwesen , zumal da gleichzeitig auch religise Gegenstze sich regten, nur um so schrfer entwickelt. Durch das ganze Leben der Nation zog sich fortan eine gewisse Spaltung, unter

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 1

1877 - Oldenburg : Stalling
Lrster Zeitraum. Die Zeit vom Wiener Eongre bis zur Julirevolntion. (1815-1830.) I. Der heilige Bund. Deutsche Zustnde. (1815-1830.) ^urch den Pariser Frieden (30. Mai 1814) schien endlich Europa nach langen Strmen wieder zur Ruhe gelangt zu sein. Es kam nun darauf an, die Verhltnisse und Grenzen der einzelnen Staaten neu zu bestimmen. Zu diesem Zwecke wurde am 1. Nov. 1814 zu Wien ein Congre erffnet, bei welchem sich die Kaiser von Oestreich und Rußland, die Könige von Preußen, Dnemark, Baiern und Wrtemberg persnlich, und auerdem die Abgeordneten aller anderen Mchte Europas einfanden. Da es galt, die zahllosen alten Ansprche und neuen Forderungen mit einander auszugleichen, so mute nothwendig ein Gewirre von Verwickelungen und einander durchkreuzenden Interessen zum Vorschein kommen. Was Deutschland insbesondere betraf, so dachte man zunchst an die Wiederherstellung eines deutschen Reiches, das, mchtig nach auen und frei im Innern', die ihm gebhrende Stellung unter den Hauptmchten Europas einnehmen knnte. Diesem Plane aber stand einerseits die Staatskunst der aus-wrtigen Mchte Europas, andrerseits die Eifersucht der deut-schen Staaten unter einander im Wege. England, Frankreich und Rußland hatten kein Interesse, ein Deutschland in dem Stacke, neueste Geschichte. 3. Aufl. 1

4. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 12

1877 - Oldenburg : Stalling
frherer Reichsstnde zusammengesetzt war, waren die alten Verfassungen während der Zeit des Rheinbundes untergegangen, der Groherzog Karl Friedrich hatte zwar unumschrnkt, aber zur groen Zufriedenheit seiner Unterthanen regiert. Nach seinem Tode entstand aber durch Steuerdruck und Ver-schwendung des Hofes eine solche Mistimmung unter der Bevlkerung, da die Pfalz ihre Wiedervereinigung mit Baiern, der Breisgau die Rckkehr unter streichische Herrschaft drin-gend verlangten; auerdem machten Unsicherheit in der Erbfolge den Bestand des Groherzogthums eine Zeit lang schwankend. Aber der Wiener Congre entschied sich aus politischen und militrischen Grnden fr die Fortdauer desselben in seinem damaligen Umfang, um gerade an dieser Grenze Deutschlands nach Frankreich hin einen zusammenhngenden Staat von einiger Bedeutung zu haben. Da sich das Volk fr eine den Gesammtstaat umfassende Constitution aussprach, so ertheilte endlich nach langem Zgern Groherzog Karl am 22. August 1819 eine Verfassung mit zwei Kammern. Die erste Kammer gestattete zwar denmediatisirten groe Vorrechte, sicherte aber auch der zweiten Kammer das Recht der Steuerbewilligung und Antheil an der Gesetzgebung. So kam es, da Vorzugs-weise in Baden der Kampf um politischen Fortschritt am hef-tigsten entbrannte. Im Groherzogthum Hessen-Darmstadt verstand sich, um einem Ausbruch der allgemeinen Unzufriedenheit zuvorzukommen, Groherzog Ludwig I. am 28. Mrz 1819 zur Ertheilung einer Verfassung, die jedoch erst spter einige freisinnige Bestimmungen , wie Steuerverwilligungsrecht und Verantwortlichkeit der Minister, erhielt. Endlich bestand auch in Nassau seit dem 2. Sept. 1814 eine Verfassung, welche die wesentlichsten Volksrechte gewhr-leistet. Nach dieser kurzen Rundschau der das Verfafsungs-wesen in den Einzelstaaten folgen wir der Entwickelung der politischen Bewegung in Deutschland berhaupt. Wenn die Welt gehofft hatte, da nach Napoleons Sturz eine Zeit des Friedens und des Glckes eintreten werde, so

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 73

1877 - Oldenburg : Stalling
73 redsamkeit die ganze Insel beherrschte. Unermelich war der Jubel der Iren, als O'connell fr die Grafschaft Clre, wo ein Parlamentssitz frei war, am 5. Juli 1828 mit groer Stimmenmehrheit zum Parlamentsmitglied ausgerufen wurde. Eben so groes Aufsehen erregte diese Wahl in England. Wellington, der seinen gebten Feldherrnblick auf die Politik bertrug, erkannte alsbald, da die Ausnahmegesetze gegen die Katholiken nicht mehr zu halten seien, da man die Wahl habe zwischen Brgerkrieg und Nachgeben, und er whlte das Letztere. Der Kampf der die von ihm eingebrachte Emanci-pationsbill wurde von beiden Seiten mit groer Leidenschaft, aber auch mit seltener Grndlichkeit und Schrfe gefhrt. Endlich aber ward die Bill von dem Unterhause, bald dar-auf von den Lords angenommen, und am 13. April 1829 vom König unterzeichnet und zum Gesetz erhoben. Damit war die Gleichberechtigung der Katholiken mit den Protestant ten ausgesprochen, nur konnte kein Katholik Lordkanzler von England oder Viceknig von Irland werden; den katholischen Parlamentsgliedern wurde das eidliche Versprechen abgenom-men, nichts gegen die protestantische Staatskirche zu unter-nehmen. Bald traten acht katholische Lords ins Oberhaus. Mit der Emancipation der Katholiken trat in der englischen Verfassung eine groe Vernderung ein, die zunchst auf confessionellem Gebiete mit dem alten System brach. Da aber diese durchgreifende Umwandelung ohne Anwendung uerer Gewalt, nur durch die Macht des Gedankens und des Wortes und durch die Entscheidung der Volksver-tretung erreicht wurde, bleibt ein Glanzpunkt in der Geschichte des englischen Verfassungswesens.

6. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 140

1877 - Oldenburg : Stalling
140 Inzwischen hatten sich im ganzen Lande Reformvereine gebildet, und die Parlamentsreform war zu einer allgemeinen Angelegenheit der Nation geworden. Da erhob sich im Unter-Hause am 1. Mrz 1831 Lord John Rssel und trug einen Gesetzentwurf vor, der von den Whigs mit strmischem Bei-fall aufgenommen wurde. Das Ministerium erklrte, mit der Reformbill stehen oder fallen zu wollen. Der Vorschlag war keineswegs radical, sondern nur darauf berechnet, die Mi-bruche und Ungerechtigkeiten der bestehenden Wahlordnung zu beseitigen. Die Aristokratie behielt noch immer das Ueber-gewicht, nur sollte dem gebildeten Mittelstande das Unterhaus trat (18461851). Seit 1848 begnstigte er fast berall die frei-sinnigen und nationalen Bestrebungen. Wegen seines khnes Ein-schreitens nannte ihn der liberale Roebuck Lord Fenerbrand", oder noch witziger das diplomatische Allerweltsschwefelholz," Als er wegen der Forderung eines jonischen Juden, also eines englischen Staats-brgers, an die griechische Regierung Athen mit einem Bombardement bedroht hatte, verhinderte er seinen Sturz durch eine fnfstndige Rede, die er mit den Worten: Civis Romanus sum" schlo, denn wie diese Worte einst auf der ganzen Erde Schutz gewhrten, so sollte auch jenem Inden die Hinweifnng auf sein englisches Brgerthum gleichen Schutz gewhren. Allgemeiner Beifall ward ihm zu Theil, und fein Gegner Robert Peel erklrte: Wir Alle sind stolz auf ihn!" Als er bereilt, wie ein Dictator, die Billigung des Staatsstreiches in Frankreich vom 2. Dec. 1851 aussprach (vgl. Xix.), ehe seine Regierung einen Beschlu gefat hatte, mute er aus dem Ministerium ausscheiden. Bald bernahm et das Ministerium des Innern, das er mit gleicher Gewandtheit wie frher das des Auswrtigen leitete (18521855). Im Krimkriege folgte er auf Aberdeen als Premier-Minister (1855 bis 1858) und rettete als solcher die Trkei (vgl. Xx.), wie er den Bund mit Frankreich bewahrte. Als er nach Orsini's Attentat auf Napo-leon Iii. (vgl. Xix.) das Asylrecht politischer Flchtlinge durch die Verschwrungsbill beschrnken wollte, mute er vor Derby zurcktreten-Aber der Rutionalfampf in Italien fhrte Palmerston von neuem an die Spitze (1859 1865), und et blieb Premier bis zu feinem Tode (18. October 1865). Whrend er fr Italien die hchste Sympathie zeigte, opferte et die Rechte Schleswig-Holsteins der ffentlichen Meu nung in England und dem Anbringen der Gromchte in der Londoner Eonfetenz (1852). Er bekmpfte den Aufstand in Indien (1857) und unternahm zweimal den Kampf gegen China (1856-1858 und 1860) und sicherte den Frieden während des amerikanischen Unionskrieges (vgl. Xxviii.)

7. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 151

1877 - Oldenburg : Stalling
- 151 trkischen Angelegenheit abzuschneiden. Sie erlieen daher unter Preuens Anschlu eine Collectivnote an die Pforte (27. Juli 1839), worin sie erklrten, die Entscheidung der orientalischen Frage selbst in die Hand nehmen zu wollen. Rußland, das den Viceknig nicht allzumchtig werden lassen wollte, und in der schwachen Pforte seine zuknftige Beute sah, trat dieser Erklrung nach einigem Bedenken bei. lieber die Art und Weise, wie das Verhltni zwischen dem Sultan und dem Viceknig zu ordnen sei, waren Eng-land und Frankreich verschiedener Meinung. Sie waren zwar darin einig, Rulands Uebergewicht im Oriente herabzudrcken, aber Frankreich suchte dieses Ziel dadurch zu erreichen, da der Viceknig im vollen Besitze seiner erworbenen Macht bliebe, wobei es selbst die Herrschaft auf dem Mittelmeere zu ge-Winnen hoffte; England, und mit ihm Bestreich, frchtete von einer Machterweiterung Mehemedali's eine zu groe Schwchung der Trkei, die dieses Reich endlich Rußland in die Arme werfen msse. Letzteres aber besorgte, an Mehemed Ali einst einen gefhrlichen Gegner zu haben. Da Frankreich auf seinen Ansichten beharrte, so traten die brigen Mchte, denen sich auch Preußen anschlo, zu dem Londoner Vertrag vom 15. Juli 1840 zusammen. worin Mehemed Ali die erb-liche Herrschaft von Aegypten, aber unter trkischer Ober-hoheit, und einen Theil Syriens auf Lebenszeit erhalten, die brigen Eroberungen aber nebst Kandia und der zu ihm bergegangenen trkischen Flotte an die Pforte zurckgeben sollte. Da sich der Viceknig diesen Beschlssen nicht unterwarf, so begannen die Feindseligkeiten der verbndeten Mchte. Zwar hatte der Londoner Vertrag im franzsischen Volke den tiefsten Ha gegen England erweckt und ein Krieg schien sev nein Ausbruche nahe, aber die Gromchte kannten Ludwig Philipps Friedensliebe und kmmerten sich nicht um die Stimmung der Franzosen. Eine englisch-streichische Flotte segelte nach der Kste Syriens; Acre wurde erstrmt. Alex-andria von dem englischen Commodore Rapier bombardirt, so da sich die Bevlkerung daselbst gegen den Viceknig erhob. Dieser mute sich jetzt zur Rumung von Syrien, Arabien und Kandia verstehen und mit dem erblichen

8. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 158

1877 - Oldenburg : Stalling
158 Gttingen, dem es gelang, die Bewegung schnell zu unter-drcken. Die Urheber derselben hatten sich meist durch die Flucht gerettet. In Folge der zahlreichen Petitionen, die an König Wilhelm Iv. nach London einliefen, fand sich dieser bewogen, den Grafen Mnster zu entlassen und den Entwurf zu einer neuen Verfassung berathen zu lassen, die allem Widerstreben der Adelspartei zum Trotze im Jahre 1833 eingefhrt wurde. In den sddeutschen constitutionellen Staaten trat in Folge der franzsischen Julirevolution keine gewaltsame Unter-brechung der bestehenden Verhltnisse ein. In Hessen-Darmstadt ri der Nothstand das Landvolk zu Unordnungen hin, die an den Bauernkrieg des 16. Jahrhunderts erinnern konnten, aber keinen politischen Charakter trugen. Nur in Rheinbaiern erhob sich eine demokratische Bewegung, deren Ziel mit deutschen Zustnden unvereinbar war. Der Rheinkreis hatte sich nie an das altbaierische Wesen gewhnen knnen. Am 24. Mai 1832, dem Jahrestage der baierischen Verfassung, wurde auf dem Bergschlosse Hambach, bei Neustadt an der Hardt, eine groe Volksversammlung ab-gehalten, zu der aus allen Gegenden Deutschlands bei 30,000 Menschen mit schwarz-roth-goldenen Farben herbeistrmten. Die Redner, wie Dr. Wirth, Redacteur der deutschen Tribne, und Dr. Siebenpfeiffer, Redacteur des Westboten, stellten in kraftvollen und begeisterten Reden nichts Geringeres als Re-publikanifirung und Einheit Deutschlands mit Volkssouvernett in den Vordergrund, ohne zu erwgen, da es ihnen an allen Mitteln, solche Absichten zur Ausfhrung zu bringen, fehlen werde. Sie bewiesen in ihrer Verblendung nur die politische Unfhigkeit ihrer Partei. Es gelang daher dem baierischen Feldmarschall, Fürsten Wrede, mit wenigen Truppen ganz Rheinbaiern ohne Widerstand zu unterwerfen. Die Reaction benutzte diese Verirrungen und Uebertrei-bungen der demokratischen Partei, um neue Ausnahmezustnde fr Deutschland zu schaffen, und Metternichs Diplomaten waren eifrig bemht, den Reprsentativstaat als gleichbedeutend mit Revolution den deutschen Fürsten vor Augen zu stellen. Der Bundestag aber erlie unter dem 28. Juni und 5. Juli 1832 eine Reihe von Beschlssen, von denen einige nur

9. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 171

1877 - Oldenburg : Stalling
171 Begeisterung der Menge vor sich, wozu die Ansprache des Knigs viel mitwirkte, der in herrlichen Worten eine gerechte, milde und gottesfrchtige Regierung gelobte. Am 15. October erfolgte die Huldigung in Berlin, bei welcher Gelegenheit die Verschiedenheit zwischen den Ansichten des Knigs und den Anhngern des constitutionellen Systems ebenfalls hervortrat. Von da an begann sich eine Mistimmung zu erzeugen, die im Volke selbst immer weiter um sich griff, aber erst spter zu einem bedenklichen Ausbruch kam. Whrend in zwei Broschren, von denen die eine: Woher und Wohin?", die andere: Vier Fragen" betitelt war, die Notwendigkeit allgemeiner Vertretung und das Recht darauf, das sich das Volk durch die Befreiungskriege erworben habe, nachgewiesen wurde, zogen demnchst die Provinzialstnde die Aufmerksamkeit des Volkes auf sich. In Petitionen und Adressen wurden dieselben angegangen, auf Erlangung weiterer Freiheiten hinzuwirken. Die Censur fr Bcher der 20 Bogen wurde abgeschafft, und ein Ober-censurcollegium gegrndet. Der König hegte so viel Vorliebe fr die Provinzialstnde, da er sie fortan alle zwei Jahre einberufen wollte und die Bildung von Ausschssen anordnete, um die stndischen Institutionen durch ein Element der Ein-heit zu ergnzen" (1842). Diese sollten zu einer Versamm-lung vereinigt, auch der allgemeine Staatsangelegenheiten berathen. Die Thronbesteigung Friedrich Wilhelms Iv. war von ganz Deutschland mit Hoffnung begrt worden. Der König, obwohl mit fremder Bildung vertraut, war durchaus von volkstmlicher Gesinnung durchdrungen und fhlte sich ganz als Deutscher. Eine festere Begrndung deutscher Ein--heit lag dem König sehr am Herzen; es war sein aus-gesprochenes Ziel, deutsches Wesen und deutschen Sinn zu strken, und er erklrte gleich Anfangs, er habe den festen Willen, dem deutschen Bunde neues Leben einzuhauchen. Bei der Grundsteinlegung des Klner Dombaues (4. Sept. 1842), als er in ahnendem Geiste schon die Thore einer neuen groen Zeit vollendet" sah, sprach er diesen Gedanken mit einer Begeisterung aus, die in ganz Deutschland ihren Wider-hall fand. Bekannt mit den Mngeln der deutschen Bundes-

10. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 175

1877 - Oldenburg : Stalling
175 liche Reprsentativverfassung und keine Nachahmung eines veralteten mittelalterlichen Stndewesens. Am 11. April wurde der vereinigte Landtag von Friedrich Wilhelm Iv. mit einer glnzenden Rede erffnet, die jedoch den Widerspruch zwischen seinen Ueberzeugungen und dem Geiste der Zeit klar hervorhob. Indem er mit Rcksicht auf die kirchlichen Verhltnisse die Worte Josua's aussprach: Ich und Mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!" legte er auf der anderen Seite sein ganzes politisches Glaubens-bekenntni darin nieder: Keiner Macht der Erde", erklrte er feierlich, soll es je gelingen, mich zu bewegen, das natr-liche Verhltni zwischen Fürst und Volk in ein conventio-nelles, constitutionelles umzuwandeln, und nun und nimmer-mehr werde ich es zugeben, da sich zwischen unfern Herrn Gott im Himmel und dieses Land ein beschriebenes Blatt gleichsam als eine zweite Vorsehung eindrnge, um die alte heilige Treue zu ersetzen." Die Krone kann und darf nur nach den Gesetzen Gottes und des Landes und nach eige-ner freier Bestimmung herrschen, nicht aber nach dem Willen von Majoritten. Preußen kann diese Zustnde nicht er-tragen." Die Verstimmung und Unzufriedenheit der die in der Erffnungsrede geuerten Grundstze war so groß, da die Abgeordneten der Provinz Preußen, weitere Verhandlungen fr zwecklos haltend, Berlin sofort wieder verlassen wollten und nur durch ihre rheinischen Gesinnungsgenossen zu bleiben bewogen wurden, um auf Grundlage der bewilligten Rechte auf die Grndung eines wahrhaften Verfassungswesens hin-zuwirken. Bei den Berathungen der die Adresse trat der Gegensatz zwischen den politischen Anschauungen des Knigs und denen der Mehrheit der Versammlung unzweideutig her-vor, und die Ansichten von Beckerath, Hansemann, Camp-hausen, Alfred von Auerdwald, Vincke wurden berall mit Beifall aufgenommen. In der Adresse sprach sich die Er-Wartung aus, da das Patent vom 3. Februar der Anfang, nicht das Ziel der stndischen Entwickelung des Knigreiches sein werde." Der König, der auf Dank gerechnet hatte und durch den erfahrenen Widerspruch unangenehm berhrt war, erklrte auf die ihm bergebene Adresse, da er dem ver-
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